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Die Pharmaindustrie bezahlt jedes Jahr Millionen, um Ärztinnen, Ärzte an Kongresse zu locken oder Spitäler und andere Institutionen der Gesundheitsbranche zu sponsern. An erster Stelle liegt auch 2022 Novartis – mit 31 Millionen Franken.

65 Pharmaunternehmen bezahlten letztes Jahr gesamthaft 221 Millionen Franken an Ärztinnen und Ärzte, Spitäler, Fachgesellschaften, Patientenorganisationen und andere Institutionen der Gesundheitsbranche (Vorjahr: 196 Mio. Fr.). Am spendabelsten ist derzeit Novartis mit 31 Millionen Franken, gefolgt von Roche (21,9 Mio. Fr.) und Pfizer (20 Mio. Fr.). Dies zeigt eine Auswertung durch das Ringier Axel Springer Research Network. An der Datenauswertung beteiligten sich Beobachter, «Handelszeitung», «Blick» und «SonntagsBlick».

Ein Rückblick zeigt: Jedes Jahr lässt sich die Pharmaindustrie den Zugang zu medizinischen Fachpersonen und Spitälern mehr kosten. 2015 (als die Selbstregulierung der Pharmabranche eingeführt wurde) bezahlten alle Firmen gesamthaft 141 Millionen Franken, dieser Betrag ist nun auf 221 Millionen gestiegen. Über die letzten acht Jahre summieren sich diese Zuwendungen an Ärzte und Spitäler auf astronomische 1,4 Milliarden Franken.

Pharmaunternehmen bezahlen Ärztinnen und Ärzten beispielsweise Kongressgebühren, Übernachtungsspesen, Beratungshonorare oder sie sponsern Fortbildungsveranstaltungen von Ärztenetzwerken, Spitälern und Qualitätszirkeln. Zudem bezahlen Pharmafirmen Spitäler für klinische Forschungsprojekte. Seit 2015 legen die Pharmaunternehmen aufgrund einer brancheninternen Transparenzregelung diese Zahlen offen (Pharma-Kooperations-Kodex).

Ist auch dein Hausarzt dabei?

Insgesamt erhielten 2022 knapp 3700 Einzelpersonen Geld von der Pharmaindustrie. Details zu allen Empfängerinnen und Empfängern können unter www.pharmagelder.ch abgefragt werden.

Pharmaunternehmen haben 2022 rund 7,5 Millionen Franken direkt an Ärztinnen und Ärzte überwiesen – eine Million mehr als im Vorjahr. Den höchsten Betrag erhielt ein am Genfersee wohnhafter Osteoporose-Spezialist. Ausbezahlt von einem einzigen Unternehmen, wie der «Beobachter» weiss: der zum internationalen Votaris-Konzern gehörende Mylan Pharma GmbH aus Steinhausen im Kanton Zug. Mylan ist auf dem Arzneimittelmarkt unter anderem mit Medikamenten im Bereich Osteoporose aktiv.

So setzen sich die 221 Millionen zusammen

Die Zahl der Ärzte, die sich von Pharmaunternehmen Kongressgebühren, Spesen und Beratungshonorare bezahlen lassen, ist im letzten Jahr von 3289 auf 3698 Personen gestiegen, nachdem sie in den Vorjahren gesunken war. 2015 waren es noch 4131 Ärztinnen und Ärzte, die sich von der Pharmaindustrie Kongressgebühren und Spesen auszahlen liessen oder sogar auf deren Lohnliste standen (Beratungsaufträge, Referentenhonorare).

Wie setzen sich die 221 Millionen Franken zusammen, die letztes Jahr von der Pharma ins Gesundheitswesen flossen? 7,5 Millionen Franken, also rund eine Million mehr als im Vorjahr, zahlten die Firmen direkt an Ärztinnen und Ärzte (plus 15 Prozent).

Die Sponsorengelder, die von Pharmaunternehmen an Spitäler, Ärztenetzwerke, Patientenorganisationen, Fachgesellschaften und weitere Institutionen des Gesundheitswesens fliessen, summierten sich auf 124 Millionen (Vorjahr 106 Mio. Fr., plus 17 Prozent).

Unter dem Begriff «Forschung und Entwicklung» finanzieren Pharmaunternehmen Spitälern 89,7 Millionen Franken (Vorjahr: 82,4 Mio. Fr., plus 9 Prozent) für klinische Forschungsprojekte. Welches Spital profitiert, ist nicht bekannt, begründet wird diese Intransparenz mit dem Forschungsgeheimnis. Das heisst: Über den grössten Teil der Gelder, die zu Spitälern fliessen, herrscht nach wie vor Stillschweigen.

 

Originalartikel aus >> https://www.blick.ch/wirtschaft/ist-auch-deine-apotheke-oder-aerztin-dabei-pruefs-nach-millionen-geschenke-fuer-aerzte-und-spitaeler-aufgedeckt-id18938624.html